Didgeridoo ist in - schade ?


" Öfters habe ich von Anfängern auf Kursen gehört, dass es schade ist, dass so viele Leute das Didgeridoo-Spielen jetzt lernen, weil das doch so was Besonderes ist, und das sollten nicht so viele können. Dass gerade er/sie selbst eine(r) von den vielen ist, die jetzt neu dazukommen und das so in die Breite treiben, ist den wenigsten bewusst.

Das Halbwissen um fremde Kulturen, kombiniert mit dem westlichen Hedonismus ergibt eine Mischung, wo ich dadurch toll bin, was ich aussergewöhnliches mache und dass es exklusiv ist. Wer das, was er da sagt, ehrlich gemeint hat, würde am liebsten jeden weiteren Unterricht für andere unterbinden und selbst als einziger weiterlernen, damit er was Besonderes bleibt.

Typisch für unsere westlich Kultur ist die mehr oder weniger kritiklose Anbetung von Traditionen anderer Kulturen, weil unsere eigene Heil-, Riten-, Wissenswurzeln im Zuge der Inquisition und Hexenverbrennungen u.a. von den damaligen Führern der röm. katholischen Kirche erfolgreich ausgerottet wurden, und weil wir von diesen fremden Kultueren einfach wirklich wenig wissen. Möglichst urwüchsige Kulturen werden heute verehrt, edle Wilde, von denen man grob mitbekommen hat, dass sie erstrebenswert sind, toll sind, keinen Müll machen, nie Krieg geführt haben, wie im Moment die Tibeter und die Aboriginees. Buddhismus ist "in" , Aboriginees sind "in". 

Aber: Wir sehen zurück auf bald 50 Jahre der Probleme der Tibeter mit den Chinesen und  200 Jahren der Probleme der Aboriginees mit den Weissen, woran selbst der Dalai Lama oder Olympia in Sydney erschreckend wenig ändern konnten. Immer noch werden Menschen diskriminiert und getötet.

Es hilft denen, um die es eigentlich geht, erschreckend wenig, wenn andere wegen ihnen "in" sind. Ich bin gespannt, was nächstes Jahr "in" ist. Denn wenn die Menschen durch steigenden IN-formationsfluß über ein "In"-Thema von diesem enttäuscht werden, weil sie mehr darüber lernen als sie gerne hören wollen oder einfach zu viele Leute wissen, was sie selbst exklusiv zu wissen glaubten, "outet" das das Thema zwangsläufig.

Statt als "Mit - Halbwissen In - Macher" , eignet sich das Didgeridoo hervorragend als "Appetizer" auf Ganz-Wissen. Erfahrung, Neugier und Spiel mit dem Didgeridoo machen auch neugierig auf die Kultur der Aborigines. Das war laut Blanassi und anderen Aboriginal Elders auch der Grund, warum sie das Didgeridoo heraus gegeben haben an Weisse - als Interessensmagnet für eine Verständigung zwischen schwarzer indigener und weisser westlicher Kultur. 

Da haben dann benachteiligte Völker wirklich was davon. Ihnen wird Interesse entgegengebracht; Aufmerksamkeit im Land selbst heisst Einfluss auf Politik und die Möglichkeit, an der gegenwärtigen Misslage etwas zu ändern. Dann hört das nur Werben mit Aboriginal Kultur,  ausschliesslich daran Verdienen und sonst sich nicht darum Scheren der Weissen in Australien auf und wird ersetzt durch wirkliches Interesse an und Mitspracherecht für die Aboriginees.

Wenn die Europäer sich für Australien nicht als Trendreiseziel interessieren, wo man in den besten Hotels möglichst der Natur aus dem Wege geht und sich während der 2 Tage im Northern Territory mit den Vorführ-Aborigineees fotographieren lässt, sondern Australien als Heimat und Kulturgrund der Aboriginees wahrnehmen. Auch da setzt der Reisende ein Zeichen, das von den Weissen nicht ignoriert werden kann. Hinschauen und Fragen stellen an Reiseleiter zu Lebensbedingungen der dortigen Aborignees, v.a. im Northern Territory.

Die grössten Wirtschaftszweige Australiens sind Minen (Opale, Öl, Gas, Uran - oft auf Aboriginal Land,  für Appel und Ei den Aborigines abgeschwätzt und mit Knebelverträgen zementiert) und Tourismus. Jede kritische Frage füllt das Fass, und das wird brühwarm an die Regierung weitergegeben. :-) Weil diese Industrien  für das Land (die Weissen) lebenswichtig sind.

Und der Westen lernt, dass es auch noch andere Werte gibt, als die, an die wir gewöhnt sind. So profitieren beide.

Das sollte denn auch nicht exclusiv sein, sondern jedem offen stehen, der dafür offen ist.

Das Didgeridoo ist nicht-exklusiv, jeder kann für 5,00 Euro im Baumarkt ein "PVC-Didge" (-Rohr) erstehen. Und wenn selbst ein PVC-Spieler neugierig wird auf die Kultur, ist das den Aboriginees sicher auch recht.


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